Erläuterungen zum Standard des Bedlington Terriers
(von Martha Heine, Zuchtrichterin im Klub für Terrier)


Allgemeine Erscheinung, Charakteristika, Wesen
Kopf und Schädel
Augen
Ohren
Hals
Vorhand
Körper
Hinterhand
Pfoten
Rute
Gangart/Bewegung
Haarkleid
Farbe
Größe und Gewicht


Allgemeine Erscheinung, Charakteristika, Wesen:

Die Begriffe Anmut und Geschmeidigkeit werden meist als Eleganz interpretiert. Eine gute Knochen- und Muskelsubstanz, jedoch niemals grob. Das augenscheinliche Galoppiervermögen lässt einen Rassetyp erkennen, der nicht schwächlich, aber von leichter aufgebautem Typ sein sollte. Er sollte, wenn er korrekt ausbalanciert ist, schon im Stand den Eindruck einer gewissen Leichtfüßigkeit vermitteln.

Der Kopf wird als birnen- oder keilförmig beschrieben. Die Birnenform als Beschreibung für den Bedlingtonkopf ist eine etwas unglückliche Formulierung, der Keil ist der erwünschten Form des Bedingtonkopfes wesentlich ähnlicher, ohne Spitze, natürlich. In Ruhe ist sein Ausdruck sanft und mild, ohne jegliche Angst oder Nervosität, voller Selbstvertrauen; er ist jedoch, wenn gefordert, temperamentvoll und mutig.

Der revidierte Standard erwähnt wieder den stark ausgeprägten Jagdinstinkt der Rasse. Da der Bedlington heute primär zum Begleithund geworden ist, besteht eigentlich keine Veranlassung, Jagdhund Hetztrieb züchterisch zu fördern. Für den Privatbesitzerführen diese eher zu Problemen.

 

Kopf und Schädel:

Der Standard besagt, dass der Kopf schmal sein soll, dabei tief   und gerundet. Ist das Jochbein des Bedlington langgestreckt und  wenig ausgeprägt, ist auch der Schädel schmal; ist das Jochbein gebogen, ist der Schädel nicht nur kurz, sondern auch breit. Der Oberkopf, ist von vorn betrachtet, gerundet. Der Schädel verläuft vom Hinterhauptbein bis zur Nasenspitze in einer geraden Linie, ohne Stop. Das Vorgesicht darf niemals spitz sein, der  Kieferbogen muss eine angemessene Breite haben. Besondere Beachtung sollte die Forderung nach einer gut ausgefüllten Partie unterhalb der Augen finden. Ein dort abfallendes Vorgesicht lässt die Augen übermäßig groß erscheinen. Nasenspitze, Auge und vorderer Ohransatz liegen in einer Linie, das Auge zwischen Nase und Ohr etwa in der Mitte. Die Lippen sollen fest schließen. Die Nase soll groß und deutlich abgegrenzt sein. Der redierte Standard erwähnt als zulässig nur noch das Scherengebiss, das vorher offiziell tolerierte Zangengebiss kommt selten vor.

 

Augen:

Die Augen sollen klein und dreieckig wirken, dabei gut eingesetzt und frei von dunkler Umrandung sein. Sie sollen nicht zu weit auseinander stehen und dürfen nicht vorstehen.
Augenform und Farbe beeinflussen stark den Ausdruck. Die blauen Bedlingtons sollen dunkle Augen haben, die Augen der blue and tanfarbenen haben einen helleren Bernsteinschimmer. Liver und sandfarbene können einen helleren Braunton aufweisen. Ein sehr helles Auge ist besonders bei blauen Bedlingtons fehlerhaft, aber auch bei den übrigen Farbschlägen zumindest störend.

 

Ohren:

Der Standard schreibt Ohren von mäßiger Größe vor; das bedeutet, dass sie in guter Proportion zum Kopf stehen müssen. Zu große Ohren wirken wie Lappen, zu kleine Ohren sind für die Rasse untypisch. Die Form des Ohres soll "filbert shaped" sein. Wollen wir das englische Wort "filbert" einfach mit Haselnuss übersetzen, begehen wir einen Flüchtigkeitsfehler und stehen damit im Widerspruch zum Standard. Bei der Vergleichsformulierung ist man nicht von der uns bekannten Haselnuss, sondern von der englischen Lambertnuss ausgegangen. Diese ist länger und gestreckter und kommt so der gewünschten Ohrform des Bedlington Terriers wesentlich näher. Das Bedlingtonohr hat die Form eines langgestreckten Dreiecks. Der Ohransatz ist gebogen und die Spitze abgerundet. Die Ohrvorderkante ist um einiges kürzer als die Hinterkante. In seiner Länge sollte das Ohr ohne Franse etwa bis zum Mundwinkel reichen. Dass es mit kurzem, feinem Haar bedeckt sein soll,erfordert entsprechendes Trimming, ebenso die Franse.

 

Hals:

Die Eleganz des Bedlingtons wird wesentlich durch Form und Länge des Halses bestimmt.Ein Bedlington, der seinen Kopf fast auf der Schulter sitzen hat kann nicht elegant wirken, denn ein solcher Hals wirkt zwangsläufig plump. Der Hals soll sich gut aus den Schultern hervorheben und an seiner Basis viel Fläche beanspruchen. Die Übergänge zu Kopf und Körper sollen fließend sein. Die Grundlage hierfür bildet nur der korrekte Aufbau der Vorhand.

 

Vorhand:

Die Vorderläufe sollen gerade und gut unter dem Widerrist stehen. Voraussetzung sind eine korrekte Winkelung der Vorhand, ein langes, schräges Schulterblatt und ein schräger Oberarm. Die Vorderläufe stehen oben weiter auseinander als am Boden. Die korrekte Bedlington-Front bildet ein V; diese Stellung im Stand und in der Bewegung ist völlig konträr zu allen anderen Terrierrassen. Der Vordermittelfuß hat eine leichte, aber deutlich erkennbare Schrägung nach vorne ( etwas mehr als 10 °), darf aber niemals schwächlich wirken oder durchgetreten sein. Durch entsprechenden Schnitt der Beinhaare kann man hier leichte Korrekturen vornehmen. Fehlerhaft sind breite und lose Fronten mit ausdrehenden Ellenbogen. Allerdings kommt die Standardforderung nach V-Stellung der Läufe letzterem entgegen; deshalb ist es empfehlenswert, im jugendlichen Alter des Hundes diesem Punkt keine übertriebene Beachtung zu schenken. Ebenfalls fehlerhaft sind zu schmale Fronten mit unter dem Körper stehenden Ellenbogen und zwangsläufig französischem Pfotenstand.

 

Körper

Um genügend Raum für die inneren Organe zu bieten, soll der Brustkorb seitlich flach aufgerippt sein. Eine entsprechende Länge des Brustkorbes mit weit nach hinten reichenden Rippen ist ebenfalls wünschenswert. Die vom Standard geforderte "angemessene Breite" beinhaltet, dass die Rippen gut gewölbt seitlich aus der Wirbelsäule hervortreten und dann flach zum Brustbein hin verlaufen. Der Brustkorb soll bis zu den Ellenbogen hinunterreichen. Fehlende Brusttiefe u.U. mit tonnenförmigem Brustkorb ist ein weit verbreiteter Fehler innerhalb der Rasse, der durch lange Haare an der Unterbrust kaschiert werden kann, jedoch dadurch keineswegs weniger schwerwiegend wird. Die rassetypische Rückenlinie sollte sowohl im Stand als auch in der Bewegung zu sehen sein.
Laut Standard soll der Rücken einen natürlichen Bogen haben, der durch die deutlich aufgezogene untere Linie zustande kommt, d.h., dass die Rückenlinie hinter der Schulter geringfügig bis zur Lendenpartie ansteigt um dann in eine relativ lange, harmonisch abfallende Kruppe überzugehen. Steil abfallende Kruppen sind hochgradig fehlerhaft und gehen immer mit einer untergestellten Hinterhand einher. Die alte Bezeichnung "roached" kommt in dem revidierten Standard nicht mehr vor -glücklicherweise - hat sie doch zu zahlreichen Fehlinterpretationen Anlass gegeben. "Roached" wurde fälschlicherweise mit dem Wort "Karpfenrücken" übersetzt. Das Wort ist im englischen abgeleitet von dem Substantiv "roach"= Rotauge,Plötze, ( ein Mitglied der Familie der Karpfenartigen), daher vermutlich die unzutreffende Abwandlung in "Karpfenrücken". Diese vor vielen Jahren propagierte Rückenform, die sich sogar bis zum Radbogen steigerte, ist fehlerhaft. Sie geht in der Regel mit zu kurzem Rücken und steilen Extremitätenwinkelungen einher. Es soll an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, dass der in den Proportionen korrekte Bedlington etwas länger als hoch ist.

 

Hinterhand:

Die Hinterläufe erscheinen länger als die Vorderläufe. Sie sind besonders muskulös und weisen tief über dem Boden stehende Sprunggelenke auf. Für eine richtige Stellung der Hinterhand ist eine sehr gute Winkelung der Kniegelenke mit maßgebend.
Ein Bedlington mit einer korrekten Hinterhand steht mit den Sprunggelenken deutlich hinter dem Körper. Dabei sollen sie weder nach innen, noch nach außen drehen. Steht man hinter dem Hund, sollten die Vorderläufe zwischen den Hinterläufen deutlich zu sehen sein.

 

Pfoten:

Eine ganz besonderes Merkmal das ein guter Bedlington aufweisen muss, sind lange Hasenpfoten, die auf dicken, geschlossenen Ballen stehen. Die Hasenpfoten unterscheiden sich ganz deutlich von den wesentlich kürzeren und runderen Katzenpfoten der übrigen Terrier- Rassen. Die Grundlage für die typische Pfotenstellung bildet der bereits anlässlich der Frontthematik erwähnte schräg gestellte Vordermittelfuß, ebenso hat der Hintermittelfuß eine entsprechende Länge. Steil gestellte Katzenpfoten sind untypisch, ebenso gespreizte Pfoten mit flachen Ballen und schwachen Gelenken. Weiße Krallen sind bei dieser Rasse kein Fehler, obwohl zugegeben werden muss, dass schwarze Krallen (bei blauen und blue and tan-farbenen Bedlingtons) optisch besser wirken. Starke Ballenrisse mit Hyperkeratosen (=Wucherungen, die man als "corny feet"bezeichnet) waren lange Zeit innerhalb der Rasse weit verbreitet. Diese Erkrankung ist erblich und heute dank geschickter Zuchtauslese weitgehend verschwunden. Haarrisse in den Ballen, diese kommen übrigens bei allen Rassen vor, als jahreszeitlich oder bewegungsbedingte Erscheinung, sollten nicht mit Ballenrissen verwechselt werden.

 

Rute:

Für die Gesamterscheinung sehr wichtig ist der tiefe Rutensitz. Grundlage hierfür ist die relativ lange, abfallende Kruppe.Diese sollte allerdings niemals steil abfallen. Eine zu steile Kruppe führt zwangsläufig zu einer untergestellten Hinterhand. Die Rute soll sowohl im Stand als auch in der Bewegung in einem leichten Bogen anmutig getragen werden. Eine hoch angesetzte Rute neigt dazu steil erhoben oder sogar über den Rücken gezogen getragen zu werden. Bei temperamentvollen Hunden sollte eine korrekt angesetzte, aber etwas höher getragene Rute toleriert werden.

 

Gangart/Bewegung:

Der neue Standard geht noch einmal gesondert auf die Bewegung ein. Das "Windhundgebäude" lässt das enorme Galoppiervermögen erkennen. Im normalen Bewegungsablauf sollte ein Bedlington sich raumgreifend vorwärts bewegen , d.h. mit der Vorhand weit ausgreifen und einen entsprechenden Schub aus der Hinterhand haben. Die Standardformulierung:"Bewegung sehr charakteristisch, etwas geziert, leicht und federnd" resultiert aus dem rassespezifischen Körperbau, den langen Hasenpfoten und nicht zuletzt aus dem langen schrägen Mittelfuß. Steppendes Gangwerk oder gar Hackneybewegung sind untypisch, und wurzeln in groben anatomischen Fehlern, z.B. einer steilen Front und einem kurzen, steilen Oberarm. Von vorne gesehen müssen die Vorderläufe beim Bedlington, bedingt durch die V- Front, unten eng. Von hinten betrachtet sollten die Bewegungsabläufe gerade und parallel, ohne Hacken- oder Zehenenge sein. Bei höheren Geschwindigkeiten ist wie bei allen übrigen Rassen eine gewisse Enge als normal zu betrachten.

 

Haarkleid:

Der Bedlington Terrier soll dichtes und festes Haar haben, das besonders auf dem Rücken und an den Seiten mit Grannen durchsetzt ist.Es muss in seiner Textur kräftig genug sein, um vom Körper abzustehen, darf aber nicht drahtig sein. Hauptsächlich an Schopf und Vorgesicht soll es zum Drall neigen. Dies wird besonders beim ungekämmten Haar deutlich. Das korrekte Haar bildet eine Drehung, die aufgerichteten Korkenzieherspitzen sehr ähnlich ist. Es fällt auf, dass die gewünschten Grannen im Standard keine Erwähnung finden. In alten britischen Standards von 1904 und 1927 wird hartes Haar mit weicher Unterwolle erwähnt. Der amerikanische Standard verlangt eine Mischung aus hartem und weichem Haar. Anzustreben ist auf dem Körper ein Grannen-Anteil von 1/3, bei einem 2/3 Anteil weichen Haares. Wattige Haarstrukturen entsprechen nicht dem Standard.

 

Farbe:

Im revidierten Standard sind erfreulicherweise die Farben liver mit tan und sandy mit tan wieder erwähnt. Die Tanmarkierungen verschwinden mit dem Aufhellungsprozess weitgehend. Allerdings ist an die Farben mit Tan in der Regel ein dunkleres Pigment geknüpft. Eindeutig muss für die Rasse festgestellt werden, dass die Farbintensität ein Schwachpunkt ist, nicht zuletzt verursacht durch die reine Blauzucht, die sehr häufig betrieben wird und oft zu fast weißem Haar führt. Die blaue Farbe wird bei den Bedlingtons dominant vererbt, alle anderen Farben sind rezessiv. Zu Farbverbesserungen kann es nur kommen, wenn man vermehrt liver- oder zweifarbige Hunde in die Zucht nimmt. Nicht unerwähnt bleiben sollten die starken Farbschwankungen bei Bedlingtons. Diese sind nicht nur jahreszeitlich bedingt,sondern bei Hündinnen auch zyklusabhängig.

 

Größe

Die Schulterhöhe wird mit etwa 41 cm angegeben. Dieses Maß ist für Rüden unrealistisch. Die Größen sind starken Schwankungen unterworfen, auch im Mutterland der Rasse. Dort bevorzugt man z. Zt. wieder kleine, feminine Rüden und hat dabei einiges an Typ und Substanz eingebüsst. Die Standardvorgaben sollte man dahingehend interpretieren, dass die Größenangaben zwar beachtet, aber nicht zu eng ausgelegt werden sollten. Harmonie und Typ sind vor allem gefragt. Die Gewichtsangaben sind als realistisch zu betrachten.

Martha Heine

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Samstag, 03. Februar 2001