Allgemeine
Erscheinung, Charakteristika, Wesen:
Die Begriffe Anmut
und Geschmeidigkeit werden meist als Eleganz
interpretiert. Eine gute Knochen- und Muskelsubstanz, jedoch niemals
grob. Das
augenscheinliche Galoppiervermögen lässt einen
Rassetyp erkennen, der nicht
schwächlich, aber von leichter aufgebautem Typ sein sollte. Er
sollte, wenn er korrekt
ausbalanciert ist, schon im Stand den Eindruck einer gewissen
Leichtfüßigkeit
vermitteln.
Der Kopf wird
als
birnen- oder keilförmig beschrieben. Die
Birnenform als Beschreibung für den Bedlingtonkopf ist eine
etwas unglückliche
Formulierung, der Keil ist der erwünschten Form des
Bedingtonkopfes wesentlich
ähnlicher, ohne Spitze, natürlich. In Ruhe ist sein
Ausdruck sanft und mild, ohne
jegliche Angst oder Nervosität, voller Selbstvertrauen; er ist
jedoch, wenn gefordert,
temperamentvoll und mutig.
Der revidierte
Standard erwähnt wieder den stark ausgeprägten
Jagdinstinkt der Rasse. Da der Bedlington heute primär zum
Begleithund geworden ist,
besteht eigentlich keine Veranlassung, Jagdhund Hetztrieb
züchterisch zu fördern. Für
den Privatbesitzerführen diese eher zu Problemen.
Kopf und Schädel:
Der Standard
besagt, dass der Kopf schmal sein soll, dabei tief
und gerundet. Ist das Jochbein des Bedlington langgestreckt
und wenig
ausgeprägt, ist auch der Schädel schmal; ist das
Jochbein gebogen, ist der Schädel
nicht nur kurz, sondern auch breit. Der Oberkopf, ist von vorn
betrachtet, gerundet. Der
Schädel verläuft vom Hinterhauptbein bis zur
Nasenspitze in einer geraden Linie, ohne
Stop. Das Vorgesicht darf niemals spitz sein, der Kieferbogen
muss eine angemessene
Breite haben. Besondere Beachtung sollte die Forderung nach einer gut
ausgefüllten Partie
unterhalb der Augen finden. Ein dort abfallendes Vorgesicht
lässt die Augen übermäßig
groß erscheinen. Nasenspitze, Auge und vorderer Ohransatz
liegen in einer Linie, das Auge
zwischen Nase und Ohr etwa in der Mitte. Die Lippen sollen fest
schließen. Die Nase soll
groß und deutlich abgegrenzt sein. Der redierte Standard
erwähnt als zulässig nur noch
das Scherengebiss, das vorher offiziell tolerierte Zangengebiss kommt
selten vor.
Augen:
Die Augen sollen
klein und dreieckig wirken, dabei gut eingesetzt
und frei von dunkler Umrandung sein. Sie sollen nicht zu weit
auseinander stehen und
dürfen nicht vorstehen.
Augenform und Farbe beeinflussen stark den Ausdruck. Die blauen
Bedlingtons sollen dunkle
Augen haben, die Augen der blue and tanfarbenen haben einen helleren
Bernsteinschimmer.
Liver und sandfarbene können einen helleren Braunton
aufweisen. Ein sehr helles Auge ist
besonders bei blauen Bedlingtons fehlerhaft, aber auch bei den
übrigen Farbschlägen
zumindest störend.
Ohren:
Der Standard
schreibt Ohren von mäßiger Größe
vor; das
bedeutet, dass sie in guter Proportion zum Kopf stehen müssen.
Zu große Ohren wirken wie
Lappen, zu kleine Ohren sind für die Rasse untypisch. Die Form
des Ohres soll
"filbert shaped" sein. Wollen wir das englische Wort "filbert" einfach
mit Haselnuss übersetzen, begehen wir einen
Flüchtigkeitsfehler und stehen damit im
Widerspruch zum Standard. Bei der Vergleichsformulierung ist man nicht
von der uns
bekannten Haselnuss, sondern von der englischen Lambertnuss
ausgegangen. Diese ist länger
und gestreckter und kommt so der gewünschten Ohrform des
Bedlington Terriers wesentlich
näher. Das Bedlingtonohr hat die Form eines langgestreckten
Dreiecks. Der Ohransatz ist
gebogen und die Spitze abgerundet. Die Ohrvorderkante ist um einiges
kürzer als die
Hinterkante. In seiner Länge sollte das Ohr ohne Franse etwa
bis zum Mundwinkel reichen.
Dass es mit kurzem, feinem Haar bedeckt sein soll,erfordert
entsprechendes Trimming,
ebenso die Franse.
Hals:
Die Eleganz des
Bedlingtons wird wesentlich durch Form und Länge
des Halses bestimmt.Ein Bedlington, der seinen Kopf fast auf der
Schulter sitzen hat kann
nicht elegant wirken, denn ein solcher Hals wirkt zwangsläufig
plump. Der Hals soll sich
gut aus den Schultern hervorheben und an seiner Basis viel
Fläche beanspruchen. Die
Übergänge zu Kopf und Körper sollen
fließend sein. Die Grundlage hierfür bildet nur
der korrekte Aufbau der Vorhand.
Vorhand:
Die
Vorderläufe sollen gerade und gut unter dem Widerrist
stehen. Voraussetzung sind eine korrekte Winkelung der Vorhand, ein
langes, schräges
Schulterblatt und ein schräger Oberarm. Die
Vorderläufe stehen oben weiter auseinander
als am Boden. Die korrekte Bedlington-Front bildet ein V; diese
Stellung im Stand und in
der Bewegung ist völlig konträr zu allen anderen
Terrierrassen. Der Vordermittelfuß hat
eine leichte, aber deutlich erkennbare Schrägung nach vorne (
etwas mehr als 10 °), darf
aber niemals schwächlich wirken oder durchgetreten sein. Durch
entsprechenden Schnitt der
Beinhaare kann man hier leichte Korrekturen vornehmen. Fehlerhaft sind
breite und lose
Fronten mit ausdrehenden Ellenbogen. Allerdings kommt die
Standardforderung nach
V-Stellung der Läufe letzterem entgegen; deshalb ist es
empfehlenswert, im jugendlichen
Alter des Hundes diesem Punkt keine übertriebene Beachtung zu
schenken. Ebenfalls
fehlerhaft sind zu schmale Fronten mit unter dem Körper
stehenden Ellenbogen und
zwangsläufig französischem Pfotenstand.
Körper
Um
genügend Raum für die inneren Organe zu bieten, soll
der
Brustkorb seitlich flach aufgerippt sein. Eine entsprechende
Länge des Brustkorbes mit
weit nach hinten reichenden Rippen ist ebenfalls
wünschenswert. Die vom Standard
geforderte "angemessene Breite" beinhaltet, dass die Rippen gut
gewölbt
seitlich aus der Wirbelsäule hervortreten und dann flach zum
Brustbein hin verlaufen. Der
Brustkorb soll bis zu den Ellenbogen hinunterreichen. Fehlende
Brusttiefe u.U. mit
tonnenförmigem Brustkorb ist ein weit verbreiteter Fehler
innerhalb der Rasse, der durch
lange Haare an der Unterbrust kaschiert werden kann, jedoch dadurch
keineswegs weniger
schwerwiegend wird. Die rassetypische Rückenlinie sollte
sowohl im Stand als auch in der
Bewegung zu sehen sein.
Laut Standard soll der Rücken einen natürlichen Bogen
haben, der durch die deutlich
aufgezogene untere Linie zustande kommt, d.h., dass die
Rückenlinie hinter der Schulter
geringfügig bis zur Lendenpartie ansteigt um dann in eine
relativ lange, harmonisch
abfallende Kruppe überzugehen. Steil abfallende Kruppen sind
hochgradig fehlerhaft und
gehen immer mit einer untergestellten Hinterhand einher. Die alte
Bezeichnung
"roached" kommt in dem revidierten Standard nicht mehr vor
-glücklicherweise -
hat sie doch zu zahlreichen Fehlinterpretationen Anlass gegeben.
"Roached" wurde
fälschlicherweise mit dem Wort "Karpfenrücken"
übersetzt. Das Wort ist im
englischen abgeleitet von dem Substantiv "roach"=
Rotauge,Plötze, ( ein
Mitglied der Familie der Karpfenartigen), daher vermutlich die
unzutreffende Abwandlung in
"Karpfenrücken". Diese vor vielen Jahren propagierte
Rückenform, die sich
sogar bis zum Radbogen steigerte, ist fehlerhaft. Sie geht in der Regel
mit zu kurzem
Rücken und steilen Extremitätenwinkelungen einher. Es
soll an dieser Stelle noch einmal
darauf hingewiesen werden, dass der in den Proportionen korrekte
Bedlington etwas länger
als hoch ist.
Hinterhand:
Die
Hinterläufe erscheinen länger als die
Vorderläufe. Sie
sind besonders muskulös und weisen tief über dem
Boden stehende Sprunggelenke auf. Für
eine richtige Stellung der Hinterhand ist eine sehr gute Winkelung der
Kniegelenke mit
maßgebend.
Ein Bedlington mit einer korrekten Hinterhand steht mit den
Sprunggelenken deutlich hinter
dem Körper. Dabei sollen sie weder nach innen, noch nach
außen drehen. Steht man hinter
dem Hund, sollten die Vorderläufe zwischen den
Hinterläufen deutlich zu sehen sein.
Pfoten:
Eine ganz
besonderes Merkmal das ein guter Bedlington aufweisen
muss, sind lange Hasenpfoten, die auf dicken, geschlossenen Ballen
stehen. Die Hasenpfoten
unterscheiden sich ganz deutlich von den wesentlich kürzeren
und runderen Katzenpfoten
der übrigen Terrier- Rassen. Die Grundlage für die
typische Pfotenstellung bildet der
bereits anlässlich der Frontthematik erwähnte
schräg gestellte Vordermittelfuß, ebenso
hat der Hintermittelfuß eine entsprechende Länge.
Steil gestellte Katzenpfoten sind
untypisch, ebenso gespreizte Pfoten mit flachen Ballen und schwachen
Gelenken. Weiße
Krallen sind bei dieser Rasse kein Fehler, obwohl zugegeben werden
muss, dass schwarze
Krallen (bei blauen und blue and tan-farbenen Bedlingtons) optisch
besser wirken. Starke
Ballenrisse mit Hyperkeratosen (=Wucherungen, die man als "corny
feet"bezeichnet) waren lange Zeit innerhalb der Rasse weit verbreitet.
Diese
Erkrankung ist erblich und heute dank geschickter Zuchtauslese
weitgehend verschwunden.
Haarrisse in den Ballen, diese kommen übrigens bei allen
Rassen vor, als jahreszeitlich
oder bewegungsbedingte Erscheinung, sollten nicht mit Ballenrissen
verwechselt werden.
Rute:
Für die
Gesamterscheinung sehr wichtig ist der tiefe Rutensitz.
Grundlage hierfür ist die relativ lange, abfallende
Kruppe.Diese sollte allerdings
niemals steil abfallen. Eine zu steile Kruppe führt
zwangsläufig zu einer
untergestellten Hinterhand. Die Rute soll sowohl im Stand als auch in
der Bewegung in
einem leichten Bogen anmutig getragen werden. Eine hoch angesetzte Rute
neigt dazu steil
erhoben oder sogar über den Rücken gezogen getragen
zu werden. Bei temperamentvollen
Hunden sollte eine korrekt angesetzte, aber etwas höher
getragene Rute toleriert werden.
Gangart/Bewegung:
Der neue
Standard
geht noch einmal gesondert auf die Bewegung
ein. Das "Windhundgebäude" lässt das enorme
Galoppiervermögen erkennen. Im
normalen Bewegungsablauf sollte ein Bedlington sich raumgreifend
vorwärts bewegen , d.h.
mit der Vorhand weit ausgreifen und einen entsprechenden Schub aus der
Hinterhand haben.
Die Standardformulierung:"Bewegung sehr charakteristisch, etwas
geziert, leicht und
federnd" resultiert aus dem rassespezifischen Körperbau, den
langen Hasenpfoten und
nicht zuletzt aus dem langen schrägen Mittelfuß.
Steppendes Gangwerk oder gar
Hackneybewegung sind untypisch, und wurzeln in groben anatomischen
Fehlern, z.B. einer
steilen Front und einem kurzen, steilen Oberarm. Von vorne gesehen
müssen die
Vorderläufe beim Bedlington, bedingt durch die V- Front, unten
eng. Von hinten betrachtet
sollten die Bewegungsabläufe gerade und parallel, ohne Hacken-
oder Zehenenge sein. Bei
höheren Geschwindigkeiten ist wie bei allen übrigen
Rassen eine gewisse Enge als normal
zu betrachten.
Haarkleid:
Der Bedlington
Terrier soll dichtes und festes Haar haben, das
besonders auf dem Rücken und an den Seiten mit Grannen
durchsetzt ist.Es muss in seiner
Textur kräftig genug sein, um vom Körper abzustehen,
darf aber nicht drahtig sein.
Hauptsächlich an Schopf und Vorgesicht soll es zum Drall
neigen. Dies wird besonders beim
ungekämmten Haar deutlich. Das korrekte Haar bildet eine
Drehung, die aufgerichteten
Korkenzieherspitzen sehr ähnlich ist. Es fällt auf,
dass die gewünschten Grannen im
Standard keine Erwähnung finden. In alten britischen Standards
von 1904 und 1927 wird
hartes Haar mit weicher Unterwolle erwähnt. Der amerikanische
Standard verlangt eine
Mischung aus hartem und weichem Haar. Anzustreben ist auf dem
Körper ein Grannen-Anteil
von 1/3, bei einem 2/3 Anteil weichen Haares. Wattige Haarstrukturen
entsprechen nicht dem
Standard.
Farbe:
Im revidierten
Standard sind erfreulicherweise die Farben liver
mit tan und sandy mit tan wieder erwähnt. Die Tanmarkierungen
verschwinden mit dem
Aufhellungsprozess weitgehend. Allerdings ist an die Farben mit Tan in
der Regel ein
dunkleres Pigment geknüpft. Eindeutig muss für die
Rasse festgestellt werden, dass die
Farbintensität ein Schwachpunkt ist, nicht zuletzt verursacht
durch die reine Blauzucht,
die sehr häufig betrieben wird und oft zu fast
weißem Haar führt. Die blaue Farbe wird
bei den Bedlingtons dominant vererbt, alle anderen Farben sind
rezessiv. Zu
Farbverbesserungen kann es nur kommen, wenn man vermehrt liver- oder
zweifarbige Hunde in
die Zucht nimmt. Nicht unerwähnt bleiben sollten die starken
Farbschwankungen bei
Bedlingtons. Diese sind nicht nur jahreszeitlich bedingt,sondern bei
Hündinnen auch
zyklusabhängig.
Größe
Die
Schulterhöhe wird mit etwa 41 cm angegeben. Dieses
Maß ist
für Rüden unrealistisch. Die
Größen sind starken Schwankungen unterworfen, auch
im
Mutterland der Rasse. Dort bevorzugt man z. Zt. wieder kleine, feminine
Rüden und hat
dabei einiges an Typ und Substanz eingebüsst. Die
Standardvorgaben sollte man dahingehend
interpretieren, dass die Größenangaben zwar
beachtet, aber nicht zu eng ausgelegt werden
sollten. Harmonie und Typ sind vor allem gefragt. Die Gewichtsangaben
sind als realistisch
zu betrachten.
Martha Heine